Eindrücke von der imm cologne 2016

imm cologne 2016

Messen sind ja eigentlich nicht so meins. Was seltsam anmutet, wenn man bedenkt, dass ich bei einer Agentur arbeite, die ihren Hauptumsatz mit der Konzeption und dem Bau von Messeständen erwirtschaftet.

Mir ist das alles immer zuviel. Zu viele Menschen, zuviel Gedränge, zuviel Lärm. Aber auch: Zu wenig Zeit. Zu wenige Möglichkeiten, sich wirklich über alles interessante eingehend zu informieren.
Bei der internationalen Möbelmesse imm cologne mache ich hingegen gerne eine Ausnahme. Weil die Messehallen – zumindest zu den Fachbesuchertagen – nicht ansatzweise überlaufen sind. Weil die Stimmung stimmt. Vor allem aber: weil das Thema schlicht und ergreifend sehr spannend ist und man jede Menge Anregungen und Inspiration mitnimmt. Nicht nur für die Ausstattung der eigenen vier Wände, sondern auch in Bezug auf Standgestaltung, dem Spiel mit kleinen und großen Gestaltungselementen, Materialitäten, Umsetzungsdetails, natürlich dem Mobiliar und großen und kleinen Ideen, Produkte ins rechte Licht zu rücken, mit und um Produkte herum zu kommunizieren und Produkte auch einfach mal für sich selbst sprechen zu lassen.

Als interessierter Besucher (die Messe läuft noch bis zum 24. Januar, alle Infos findet Ihr hier) sollte man sich dabei auf die Hallen 10 und 11 (hier finden sich die großen Marken und Stände), sowie die beiden Hallen 2.2 und 3.2 beschränken, sofern man nicht gerade Einkäufer für ein Möbelhaus oder ein Interior Design Büro ist.

Die Hallen 10.1 und 11 sind mit Pure betitelt und präsentieren “ganzheitliche Wohnphilosophien großer Designmarken“.

Hier finden sich Marken wie Rolf Benz, Brühl, Artisan, Cassina, Poltrona Frau und viele mehr. Vermutlich waren in den Hallen auch noch sehr viele Marken vertreten, die hier unbedingt genannt und herausgehoben werden müssten – dafür müsste ich mich allerdings mit Möbelmarken auskennen. Ist nicht der Fall, macht aber nix. Macht gar nix. Stilvolle von weniger gelungenen Möbeln, gute von eher mäßigen Messeständen unterscheiden kann ich auch so. Mit Poltrona Frau ist hier auch mein Lieblingsstand der Messe vertreten, sieht er doch aus, als hätte man die Ladenausstattung eines Scotch & Soda Stores in Petrol gestrichen und höchst stilvolle italienische Designermöbel mit einem großen Händchen für Accessoires darin drapiert.

Überhaupt fallen die beiden großen Hallen durch die aufwändigsten Messestände auf (wobei man “aufwändig” hier mit Blick auf große A-Messen wie die IAA, Photokina, etc. relativieren muss. Die baulichen Details und Ideen der Stände sind trotzdem nicht zu verachten. Standfassaden aus gespannten Stoffsegeln (Brühl), grob zusammengeschustertern Lattenzäunen, schlicht herunterhängenden Vorhänden aus Ketten, Raumtrennern aus Lederschnüren, eleganten Deckenkonstruktionen, dem Versuch, jedem Produktbereich eigene inszenierte Highlightflächen zu geben und schönen Bodenbelägen (auffällig überwiegend aus Holzdielen oder ähnlichem) sorgen allerdings für deutlich mehr Flair, als sie irgendeine Technikmesse je geboten hätte).

Insgesamt kommen im Standbau auffällig viele Naturmaterialien zum Einsatz. Holz dominiert in jeder Fom und Farbe. Oftmals scheinbar unbehandelt. Je nachdem, wo man hingreift, kann man sich auch schonmal Splitter fangen. Der Trend der letzten Jahre, Stände von innen in dunklen Farben und sehr akzentuiert gesetztem Licht zu inszenieren, bricht dieses Jahr wieder ein wenig auf. Nichtsdestotrotz waren es immer die dunkel gehaltenen Stände, die die größten Besucherscharen angelockt haben und von außen am einladendsten wirkten. War ein Stand hell und gleichmäßig ausgeleuchtet, standen die Chancen gut, dass das jeweilige Standpersonal sich mit gelangweilter Miene die Beine in den Bauch stand – unabhängig von der Qualität der gezeigten Möbel.

Zweites Standhighlight: der Markenauftritt von Rolf Benz. Dunkel, klar strukturiert und mit schönen Farben und Detailideen. Die großformatigen Portraitbilder waren definitiv ein Hingucker, der angezogen hat. Auch klasse: als Standbeleuchtung dienten stellenweis falsch herum aufgehängte Regenschirme (überwiegend scharz) und ebenso schwarze Hüte, die im Lounge-Bereich kurzerhand zu Lampenschirmen umfunktioniert wurden. Tolle wie einfache Idee mit großer Wirkung.

Stichwort Lounge-Bereiche: für gewöhnlich sind die BusinessLounges anderer Messen immer komplett vom restlichen Stand abgeschottete Bereiche, die man meist nicht oder nur erschwert einsehen kann. Anders auf der imm 2016. Hier kann man oftmals überhaupt nicht mehr entscheiden, was nun Business-Bereich und was öffentliche Standfläche ist. Meist verschwimmt alles zu einem einzigen großen Raum oder die Business-Lounges sind nur durch ein paar kleinere Raumteiler abgegrenzt. In den allermeisten Fällen waren sie sogar von außen voll einsehbar. Das wirkt offen und gastfreundlich und gibt dem Stand auch ganz andere Möglichkeiten nach außen zu wirken.

Weiter mit den anderen Hallen: in Halle 10.2 erkennt man eigentlich keinen Unterschied zu den Hallen 10.1 und 11. Laut Messeguide findet sich hier aber der Ausstellungsbereich Comfort mit Fokus auf Polstermöbel – Sitzgarnituren, Sessel, Liegen, Einzelsofas, Funktionscouches. Nehme ich so hin, kann gut sein, dass sich Polstermöbel hier stärker geballt haben. Stellenweise ist an den Ständen sowieso stark verschwommen, was nun Produkt und was nur Deko war.

Die Hallen 2.2 und 3.2 schließlich präsentieren mit den Pure Editions “Innovative Interior Designs, Produktkonzepte mit Editionscharakter, Das Haus – Interiors on stage, Pure Talents Contest“. Die Stände hier sind zumeist kleiner und schlichter und es geht in der Produktpalette etas weg vom Großmobilar hin zu kleineren Einrichtungsdetails und limitierten Möbeleditionen.

Drittes und letztes Highlight hier: Der Stand des Schweizer Unternehmens Prostoria, der durch sein – zwar helles und sehr schlichtes, aber trotzdem einladenden – Design in Hausform, gebaut aus einfachen, ineinander verschränkten Lamellen aus Holz auffiel. Und durch seine noch viel schlichtere Produktkommunikation. Sofa oder Stuhl hingestellt, zwei bis vier schwarze Icons auf die Holzwand oder den Boden geklebt – fertig! Mehr nicht! Dazu überaus freundliches Standpersonal, die sofort zur Stelle waren, um ein Produkt zu erklären. Mehr braucht es nicht!

Zum Abschluss hier noch meine gesammelten Impressionen der imm 2016 auf einen Blick. Viel Spaß beim Stöbern – und vielleicht auch beim Besuch der Messe. Eine Empfehlung ist es allemal!

 

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